Wahlprüfsteine - Antwort DIE LINKE

Antwort DIE LINKE

1. Kultur als Pflichtaufgabe? Kultur nach Kassenlage?
Sachsen-Anhalt ist auf einem guten Weg, kulturelle Bildung rechtlich abzusichern (Musikschulgesetz, Bibliotheksgesetz) und damit Empfehlungen der Enquete-Kommission “Kultur in Deutschland” umzusetzen. Wie soll zukünftig der Abgrenzung zwischen pflichtigen und freiwilligen Aufgaben in der Kultur geregelt werden? Sollte aufgrund der demografischen Entwicklung im Bereich der Kinder- und Jugendbildung und der Kultur gespart werden?

DIE LINKE hat sich in den zurückliegenden Jahren konsequent dafür eingesetzt, dass Empfehlungen der Enquetekommission Kultur des Deutschen Bundestages in Sachsen-Anhalt umgesetzt werden. Hierbei konnten wir beim Bibliotheksgesetz erste Erfolge verzeichnen, ein Musikschulfördergesetz, von uns initiiert, haben wir in Sachsen-Anhalt schon. Ein Antrag unserer Fraktion zu einer Bundesratsinitiative, die Förderung der Kultur im Grundgesetz zu verankern, fand leider bei CDU und SPD keine Mehrheit. Dennoch halten wir auch zukünftig an dieser Position fest.

Artikel 36 der Landesverfassung benennt die Kulturförderung als ein Staatsziel für Sachsen-Anhalt, Land und Kommunen stehen in der Pflicht, nach ihren Möglichkeiten Kultur zu fördern. Grundsätzlich sehen wir es als problematisch an, die Kulturförderung zur kommunalen Pflichtaufgabe zu machen, weil dadurch noch kein Cent mehr in die Haushaltskassen der Kommunen fließt. In einigen Bereichen betrachten wir es allerdings als sinnvoll, Pflichtigkeiten einzufordern. So enthielt unser Entwurf für ein Bibliotheksgesetz die Aussage, dass alle Bürgerinnen und Bürger das Recht auf ein gut erreichbares Bibliotheksnetz haben, welches durch die Kommunen gemeinsam gesichert werden muss. Auch bei der Förderung der Theater und Orchester haben sich die Kommunen zu mehrjährigen finanziellen Ausgaben verpflichtet. Grundsätzlich vertritt DIE LINKE die Auffassung, dass die beste Kulturpolitik darin besteht, eine solide Finanzausstattung der Kommunen abzusichern.

Auch bei einem fortschreitenden Rückgang der Bevölkerung muss die kulturelle Jugendbildung gesichert werden. Dafür müssen im Rahmen der finanziellen Spielräume angemessene Haushaltsmittel bereitgestellt werden.

2. Teilhabe – Soziale Aspekte
Teilhabe: Jedes Kind in Sachsen-Anhalt soll die Möglichkeit haben, an kulturellen Angeboten teilzuhaben. Wie soll dies in der Praxis umgesetzt werden? Streben Sie besondere Programme für “bildungsferne Schichten” oder “sozial Benachteiligte” Bevölkerungsgruppen an, welche Rolle spielt in diesem Programm Kultur und kulturelle Bildung?
Sollte es für Menschen mit Behinderungen eine besondere Förderung der kulturellen Bildungsangebote geben?

Ein bedeutendes und sehr prägendes Stadium in der kindlichen Entwicklung ist die frühkindliche Phase bis zu 6 Jahren. Wir befürworten deshalb den Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen und sehen im Programm „Bildung elementar – Bildung von Anfang an“ einen wichtigen Rahmen frühkindlicher Bildung. Das Bildungsprogramm beschäftigt sich u.a. ausführlich mit Fragen ästhetischer Arbeit in der Kita, es gibt Leitfragen für Erzieherinnen und Erzieher vor und formuliert Erfahrungsziele für den Bildungsbereich Ästhetik und Kreativität.

Leider können ca. 40 Prozent der Kinder in Kindertagesstätten nur halbtags am gemeinsamen Lernen und Spielen teilnehmen, weil ihre Eltern entweder arbeitslos oder teilzeitbeschäftigt sind. Damit werden zumeist diejenigen Kinder ausgeschlossen, die aus sogenannten bildungsfernen Schichten stammen und einen Nachteilsausgleich am dringendsten brauchten. Deshalb ist die Forderung der LINKEn nach der Wiedereinführung des Ganztagsanspruches für alle Kinder, unabhängig vom sozialen Status der Eltern, nicht nur eine bildungspolitische Notwendigkeit und ein Gebot sozialer Chancengerechtigkeit, sondern vor allem auch ein Weg, tatsächlich jedem Kind kulturelle, musische und ästhetische Erfahrungswelten zu öffnen. (vgl. auch Abschnitt 4 Aussagen zur musisch-ästhetischen Bildung und zum Projekt „Theater als Schule des Sehens“.)

DIE LINKE setzt sich für umfassende Chancengleichheit ein. Das bedeutet, dass für alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft und auch unabhängig von körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen, Möglichkeiten zur Wahrnehmung kultureller Angebote gewährt werden müssen. Das setzt zum einen voraus, dass diese Angebote finanziell für alle erschwinglich sind. Dies sollte in der Regel durch Zuschüsse an die Anbietenden geregelt werden, damit stigmatisierende Antragsverfahren o. ä. vermieden werden können. Gesonderte Programme für bestimmte Bevölkerungsgruppen, die separierende Wirkung haben, sollen vermieden werden. (Auch das künftige „Bildungspaket“ sollte so einsetzbar sein, dass keine Separierungen passieren!)

Zum anderen müssen die Anbieter für barrierefreie Zugänglichkeit ihrer Angebote im weitesten Sinne sorgen, damit auch Menschen mit Behinderungen inklusiv kulturelle Bildungsangebote nutzen können. Darüber hinaus kann es auch sinnvoll sein, kulturelle Bildungsangebote für Menschen mit Behinderungen besonders zu fördern, damit noch bestehende gesellschaftliche und bauliche Barrieren besser überwunden werden können. Besondere Förderung sollte es jedoch vorrangig für Angebote geben, die so gestaltet sind, dass jede und jeder ungehindert Zugang hat und die sich sowohl an Menschen mit als auch ohne Behinderungen richten.

3. Schulische und außerschulische Bildung
Wie stehen Sie zur Vernetzung der Politikfelder – Jugendpolitik, Kulturpolitik, Bildungspolitik – wie kann diese realisiert werden, ist eine durchlässige Förderung kultureller Bildung aus diesen drei Politikfeldern im Sinne einer Baukastenförderung sinnvoll und umsetzbar?
Welchen Stellenwert soll kulturelle Bildung und ästhetische Früherziehung im Vorschulbereich erhalten und wie soll diese gefördert werden?
Welchen Stellenwert hat die schulische und außerschulische Bildung in der zukünftigen Landespolitik? Wie wichtig ist kulturelle Bildung im Vergleich zu anderen (sozialen, naturwissenschaftlich- technischen, beruflichen, ökologischen) Aspekten?
Welchen Stellenwert haben kulturelle Bildungsangebote an Schulen? Sollen diese für Schülerinnen und Schüler kostenlos sein?
Wie kann im Bereich der Ganztagsschulen professionelle Qualität – z. B. bei Angeboten von Künstlerinnen und Künstlern – gesichert werden?
Sehen Sie es als Landesaufgabe an, die Aktivitäten und Angebote der kulturellen Bildung landesweit zu erfassen, um im Bereich Schule / Ganztagsschule die Information und Wirkung der kulturellen Bildung zu verbessern?

Eine grundsätzliche Vernetzung der Politikfelder Jugend, Bildung und Kultur erscheint uns aus inhaltlichen Erwägungen durchaus eine diskussionswürdige Entwicklungslinie zu sein. Auf Grund der Verankerung in verschiedenen Ressorts halten wir eine schnelle Lösung aber eher für unwahrscheinlich. Wir treten aber dafür ein, projektbezogen Fördermittel der genannten Gebiete – und ggf. auch weiterer – zu bündeln und sie gemeinsam einsetzen zu können.

Schulische Bildung hat aus unserer Sicht eine „Kristallisationsfunktion“. Sie muss für alle Kinder und Jugendlichen den Erwerb von Schlüsselkompetenzen ermöglichen und darüber hinaus einen Beitrag leisten, das kulturelle und humanistische Erbe zu wahren.
Wir können schon über Jahre beobachten, dass außerschulische Bildungsprozesse und Informationsangebote immer weiter an Bedeutung gewinnen. Schulische Bildungsangebote sehen wir in der Verantwortung zu helfen, diesem Lernen Struktur und Richtung zu geben und soziale Chancengleichheit für alle beim Bildungszugang zu gewährleisten. In diesem Sinne werden wir uns für eine ausgewogene Entwicklung und Förderung beider Bereiche einsetzen.

Wir treten für ein ausgewogenes Verhältnis von kultureller, sozialer, naturwissenschaftlich- technischer, beruflicher, ökologischer Bildung ein. Im Rahmen der von uns vertretenen Schulreform hat die Entwicklung und Stärkung der Sekundarschulen als ernsthafte Alternative zum Gymnasium eine zentrale Stellung. Insbesondere wollen wir dazu beitragen, dass vor allem die Sekundarschulen aber auch die Gymnasien ein polytechnisches Profil entwickeln. Dafür sehen wir verschiedene Gründe, u.a. auch die jahrelange Vernachlässigung des „Technischen“ besonders im gymnasialen Bildungsgang.
Diese Orientierung betrachten wir nicht im Gegensatz zur notwendigen Qualifizierung der künstlerisch-ästhetischen Bildungsangebote. Im Gegenteil. Wir halten sie für unverzichtbar in einem humanistischen, auf Emanzipation, Partizipation und gesellschaftliche Verantwortung gerichteten Bildungsprozess. „Technisches“ und „Kulturell-Künstlerisches“ können sich außerdem auf interessante Weise durchdringen, ergänzen und gegenseitig Entwicklungsimpulse auslösen.
Kulturelle Bildungsangebote an Schulen sind für uns von hoher Bedeutung. Wir werden die Spielräume des Landes nutzen, um sie weitgehend kostenlos anbieten zu können. Gerade das wird es den Schulen ermöglichen, ihrer sozialen Integrationsfunktion besser gerecht werden zu können. Dafür sprechen auch von uns initiierte Projekte wie zur musisch-ästhetischen Bildung sowie zu Theatererlebnissen für alle Grundschulkinder.

Wir treten dafür ein, schrittweise die Möglichkeiten zu schaffen, dass alle Sekundarschulen Ganztagsangebote unterbreiten können. Das ist angesichts der zu erwartenden schwierigen Personalsituation im Schulbereich eine ehrgeizige Zielstellung. Derzeit ist noch nicht abzusehen, ob es gelingt, die zur Zeit geltenden Parameter für die Ganztagsangebote halten zu können. Ungeachtet dieser Lageeinschätzung werden wir bemüht sein, bei der Anlage von Förderprogrammen und diesbezüglichen Erlassen der pädagogischen und fachlichen Qualität – die künstlerische eingeschlossen – entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen.
Im Übrigen sehen wir auch hier die kommunalen Schulträger in der Pflicht, die regionalen Ressourcen zu erschließen, was auch eine Qualitätskontrolle einschließen muss.

Die Frage der landesweiten Erfassung von Angeboten der kulturellen Bildung sollte in der kommenden Wahlperiode diskutiert werden. Wir setzen bei der Gestaltung von Bildungsprozessen und der Entwicklung der Kulturlandschaft vor allem auf die regionalen Akteure. Dies deshalb, weil wir die Erfahrung gesammelt haben, dass hier vor Ort die sinnvollsten Entscheidungen und wirksamsten Lösungsansätze gefunden werden können. Das schließt landesweite Informationen nicht aus. Die Menge erhobener Daten und Informationen wollen wir aber deutlich reduzieren.

4. Spezielle Szenen

Wie sollen Kinder und Jugendliche an die Theaterszene bzw. an das Theater im Land herangeführt werden?

Theaterarbeit hat nur eine Zukunft, wenn es auch künftig hinreichend Besucher gibt, die in das Schauspiel, die Oper, die Operette oder das Musical gehen. Die Theaterkunst sich erschließen zu können, muss erlernt werden. Grundlegende Bedingung dafür ist, dass Kinder zu einem frühen Zeitpunkt direkten Kontakt zur Theaterarbeit bekommen und erleben, wie direkt und tiefsitzend Theater erschüttern, begeistern und helfen kann, eigene Probleme zu meistern. Kinder müssen erfahren können, wie Theaterkunst ihr Denken und Fühlen beeinflussen kann und ihre Kreativität anregt. Mit dem von der Fraktion DIE LINKE im Landtag initiierten und inzwischen angelaufenen Projekt „Theater als Schule des Sehens“ soll in Modellregionen jedem Grundschulkind ein kostenloses Theatererlebnis garantiert werden. Wir glauben, dass damit ein Beitrag geleistet werden kann, die Arbeit der Theater zu unterstützen und ein Bedürfnis nach Theater in der Bevölkerung auszuprägen. Das Projekt sollte verstetigt und schrittweise auf das gesamte Land ausgedehnt werden. Eine Lösung dafür kann unter Beachtung der finanziellen Konsequenzen nur in Zusammenarbeit von Schule, LANZE, den Theatern und der Kulturpolitik auf Landes- und kommunaler Ebene gefunden werden.

Will sich das Land bei der Fortführung der Mehrgenerationenhäuser und intergenerativer Projekte engagieren?

Die Begegnung von jung und alt bietet die Chance, sich näher kennenzulernen, sich auszutauschen und gegenseitig näher zu kommen und zu respektieren.
Eltern-Kind-Zentren, generationenübergreifende Ansätze in Jugendarbeit, Kultur und Sport und die Arbeit der Mehrgenerationenhäuser sind wichtige Projekte, die DIE LINKE deshalb unterstützt.
Wir werden insbesondere auch auf Bundesebene auf eine Fortführung der Ende 2011 auslaufenden Bundesförderung der Mehrgenerationenhäuser drängen.

Musik: Halten Sie eine Initiative, wie “Jedem Kind ein Instrument” (Programm aus NRW) für sinnvoll in Sachsen-Anhalt?

Das schlagzeilenträchtige Programm in NRW hat unserer Kenntnis nach keinesfalls bewirkt, dass jedes Kind in Nordrhein-Westfalen über ein Musikinstrument verfügt und im Instrumentalspiel unterrichtet wird. Die Idee ist faszinierend, scheitert aber beim Versuch, es nach Sachsen-Anhalt zu transferieren, am Geld und an den Ausbildungskapazitäten. Das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern. In Abschätzung unserer realen Möglichkeiten sind wir in Sachsen-Anhalt einen anderen Weg gegangen. Im Rahmen des Projektes musisch-ästhetische Bildung („MäBi“), dessen Ursprung auf ein von der damaligen PDS initiiertes Schulprojekt zurückgeht, bieten Musikschulen in Kooperation mit Schulen und inzwischen auch in Kindertagesstätten kostenfreien Instrumentalunterricht an, in den insbesondere Kinder einbezogen sind, die in ihren Elternhäusern nicht zum Instrumentalspiel angehalten werden. Das Projekt leistet einen Beitrag zum Nachteilsausgleich für Kinder und ist in den vergangenen Jahren schrittweise ausgeweitet worden. So gelang es der Fraktion DIE LINKE, in dieser Legislaturperiode mehr Haushaltsmittel für MäBi einzustellen, um bestehende Wartelisten abzubauen.
Alternativ dazu muss über die Möglichkeiten nachgedacht werden, in den allgemein bildenden Schulen im Musikunterricht die Arbeit mit den Orff-Instrumenten auszuweiten. Das bedarf aber neben den lehrplanmäßigen Voraussetzungen und der Verfügbarkeit der Instrumente der Absicherung des Unterrichts durch Musikfachlehrer. Hier werden wir aber auch in der kommenden Wahlperiode die Personalsituation nicht grundlegend verbessern können.

Welchen Stellenwert in der zukünftigen Landespolitik haben Literatur- und Leseförderung, welche Rolle spielt hier die Kinder- und Jugendbildung?

Literatur- und Leseförderung halten wir für eine vordringliche Bildungsaufgabe in Sachsen-Anhalt. Das resultiert aus grundsätzlichen Erwägungen. Lesekompetenz ist ein wesentlicher Schlüssel zu jeglicher Bildung und Kultur, ist Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und Integration. Wir rücken aber Lesekompetenz auch deshalb so ins Zentrum der politischen Aufmerksamkeit, weil Sachsen-Anhalt immer noch bei allen einschlägigen Erhebungen erhebliche Defizite attestiert werden. Insbesondere ist die Risikogruppe der besonders schwachen Leserinnen und vor allem Leser zu groß. Deshalb hat die Fraktion DIE LINKE schon in dieser Wahlperiode das Problem im Landtag thematisiert und ein Landeskonzept zur Leseförderung gefordert. Wir werden diesen Weg nach der Wahl konsequent fortsetzen.
Wir gehen davon aus, dass die Entwicklung nur erfolgreich verlaufen kann, wenn nicht nur die Schulen ihre Anstrengungen erhöhen sondern Lese- und Literaturförderung von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren als eine wichtige Aufgabe aufgegriffen wird. Die Kinder- und Jugendbildung schließen wir hier ausdrücklich ein. Wir halten auch auf diesem Gebiet Kooperationen von Schulen und außerschulischen Trägern für sinnvoll. Solche Kooperationen wollen wir anregen auszubauen.

Mit dem Bibliotheksgesetz, welches in dieser Legislaturperiode auch aufgrund einer Initiative der Linksfraktion zustande kam, soll ein wichtiger Beitrag zu Leseförderung geleistet werden. Ein Ziel des Gesetzes ist, die Zugangsbarrieren zu öffentlichen Bibliotheken zu senken und somit auch die Lust am Lesen zu wecken. Des Weiteren unterstützt DIE LINKE die Projekte des Friedrich-Bödecker-Kreises, welche einen erheblichen Beitrag zur Leseförderung im Land leisten.

Welche Rolle spielt die Kultur bei integrativen Projekten für Migrant_innen? Wird es im Bereich “Integration von Migrant_innen” eine gezielte Förderung geben?

Der Nationale Integrationsplan, verabschiedet im Jahr 2007, und die nachfolgenden Länderprogramme sind eine grundlegende Analyse der Probleme der Integration von Migrantinnen und Migranten in das Leben in Deutschland und zugleich Grundlage für konkrete Maßnahmepläne, mit denen das Zusammenleben von Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund verbessert werden soll. Weltoffenheit, Toleranz und ein friedliches Miteinander sind nur erreichbar, wenn der andere in seiner Lebensweise anerkannt und geachtet wird. Der Kultur kommt dabei eine besondere Rolle zu, wenn es darum geht, Tradition, Lebensweise, Kunst und Geschichte lebendig so zu vermitteln, dass Vorurteile abgebaut und die Achtung voreinander gestärkt werden. Von daher unterstützt DIE LINKE grundsätzlich die Förderung der integrativen Kulturprojekte, die von verschiedenen Trägern wie z.B. dem Verein Miteinander, der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V., der Landeszentrale für kulturelle Jugendbildung und vielen anderen ins Leben gerufen werden, und sieht im Veranstaltungszentrum „Weltoffenes Sachsen-Anhalt“ zu den Sachsen-Anhalt-Tagen ein geeignetes Konzept, diesen Gedanken demonstrativ zu vermitteln. Wir setzen uns dafür ein, dass hierfür auch künftig sowohl Bundes- wie Landesmittel bereitstehen. Von besonderem Gewicht ist in diesem Kontext aus Sicht der LINKEn der Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit als ein Kampf zur Verteidigung der Kulturen und des kulturellen Zusammenlebens in unserem Land.

Welchen Stellenwert soll zukünftig Medienbildung in Sachsen-Anhalt haben, wie können die Bürgermedien (Offene Kanäle, Nichtkommerzielle Lokalradios) dabei mitwirken?

Angesichts der rasanten Entwicklungen im Mediensektor und der wachsenden Nutzung des Internets durch die Bevölkerung ist eine solide Medienbildung, insbesondere auch der Kinder und Jugendlichen, von grundlegender Bedeutung, sowohl hinsichtlich der Nutzung der technischen Möglichkeiten als auch der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Teilnahme am internationalen Datentransfer. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Persönlichkeits- und Datenschutz. Dieser Aspekt der Medienbildung kann, da er im Prinzip die gesamte Bevölkerung erreichen muss, grundsätzlich nur über die Massenmedien selbst realisiert werden. Neben den schulischen Angeboten werden darüber hinaus in breitem Maße Kursangebote der Volkshochschulen und anderer Träger gebraucht, um ein adäquates Maß an Medienbildung zu erreichen.
Die Frage impliziert noch einen weiteren Gesichtspunkt der Medienbildung, nämlich den Kenntniserwerb durch eigene Arbeit mit Bild- und Tonmedien. Auf diesem Gebiet leisten die Offenen Kanäle und die nichtkommerziellen Lokalradios eine wichtige Arbeit. DIE LINKE hat sich in der Vergangenheit energisch dafür eingesetzt, dass in Sachsen-Anhalt Offene Kanäle und nichtkommerzielle Lokalradios lizenziert werden und bei der Aufnahme ihrer Tätigkeit entsprechende Unterstützung durch die Landesmedienanstalt erhielten. Wir schätzen die Arbeit dieser Bürgermedien hoch und werden uns auch künftig für deren Belange einsetzen. Mit dem massenhaften Verkauf von Filmkameras und Tonaufzeichnungsgeräten und den Möglichkeiten, auf dem Heimcomputer mit semiprofessionellen Programmen CDs und DVDs selbst zu kreieren, haben sich neue Bedingungen für die individuelle Medienbildung herausgebildet, die in ihrem Umfang die Mitwirkungsmöglichkeiten bei den Offenen Kanälen und nichtkommerziellen Lokalradios bei Weitem übertreffen. Das widerspiegelt sich noch ungenügend in den medienpolitischen Entscheidungen.
Die Fraktion DIE LINKE hat sich in dieser Legislaturperiode intensiv mit dem Medienpädagogischen Manifest auseinandergesetzt. Dieses enthält auch für unser politisches Agieren interessante Anregungen, um die Medienpädagogik im Land zu profilieren.

Trägerförderung: Ist die Landespolitik bereit, die kulturelle Trägerlandschaft bei der Akquise von EU-Projekten und europäischen Mitteln organisatorisch und materiell zu unterstützen (Beratung, Ko-Finanzierung, Bürgschaften)?

DIE LINKE steht hinter der Forderung nach Unterstützung der kulturellen Trägerlandschaft bei der Aquise von EU-Projekten und europäischen Mitteln und spricht sich für die Wiederbelebung der Informationsstelle zur EU-Politik und –Fördermöglichkeiten aus, an die sich Bürgerinnen und Bürger und Vereine wenden können, um notwendige, qualifizierte Hilfe bei der Antragstellung auf Fördermittel zu bekommen, wie es sie für kleinere Unternehmen und ExistenzgründerInnen beim Wirtschaftsministerium, bei der Investitionsbank oder dem EIC – Enterprise Europe Network Sachsen-Anhalt gibt. Aus unserer Sicht braucht Sachsen-Anhalt eine zentrale Anlaufstelle in der Landesverwaltung, die allen Antragstellern hilft, an die zuständigen Stellen in den Fachministerien zu kommen, um zielgerichtete Beratung zu erhalten und eine schnelle Bearbeitung der Anträge zu gewährleisten. Dies ist auch unter dem Aspekt häufig kurzer Laufzeiten der spezifischen EU-Programme dringend erforderlich. Kofinanzierungen und Bürgschaften aus dem Landeshaushalt heraus gibt es für derartige Projekte in Sachsen-Anhalt nicht. Im Wissen darum, dass es Trägern im Kulturbereich aufgrund fehlender Eigen- und Drittmittel oft nicht möglich ist, EU-Projektfördermittel abzugreifen, wird DIE LINKE das Problem der Kofinanzierung bei Bundes- und EU-Programmen im Rahmen der Möglichkeiten des Landes in der kommenden Legislaturperiode im Landtag thematisieren.

5. Breitenkultur, Hochkultur, Kulturwirtschaft


Welchen Stellenwert hat die sogenannte Breitenkultur im Vergleich zur “Hochkultur”, wie soll sich dies in der Landesförderung auswirken?
Könnte und sollte durch Maßnahmen der Landespolitik das “Klima” für Breitenkultur, Volkskunst, Amateurkunst, Kinder- und Jugendkultur verbessert werden?

Grundsätzlich betrachtet DIE LINKE die sogenannte Breitenkultur gegenüber der sogenannten Hochkultur als gleichwertig. Ein attraktives Kulturland kann nicht ausschließlich auf die Förderung einer der beiden Säulen setzen, uns ist jedoch bewusst, dass die Förderung der Hochkultur kostenintensiver ist. Sachsen-Anhalt verfügt neben herausragenden überregional bedeutsamen Kultureinrichtungen über ein funktionierendes Netz an soziokulturellen Vereinen, Initiativen und Veranstaltungsorten, welche aus unserer Sicht im Landesinteresse sind. Deshalb sollten diese auch künftig vom Land mitgefördert werden.
Um eine landesweite Dachorganisation zur Förderung der Soziokultur stärker als bisher zu etablieren, prüft die Linksfraktion derzeit die Möglichkeit einer institutionellen Förderung der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur Sachsen-Anhalt (LASSA). Wir sehen darin auch eine Maßnahme, die in der Breitenkulturszene als kulturpolitisches Signal für eine Klimaverbesserung aufgenommen werden wird.

Welche Bedeutung in der Kulturförderung soll die Kunststiftung Sachsen-Anhalt hinsichtlich der Breitenkultur haben?

Die Arbeit der Kunststiftung Sachsen-Anhalt ist vorrangig auf die Förderung des zeitgenössischen Kunstschaffens angelegt. Fördermittel werden bereitgestellt für die Produktion neuer Kunstwerke, ihre Präsentation und die Förderung sachsen-anhaltischer Künstler. Insgesamt betrachtet DIE LINKE die bisherige Tätigkeit der Kunststiftung einschließlich der Förderkriterien kritisch und fordert eine Evaluierung ihrer Arbeit ein. Über konkrete Veränderungen im Förderauftrag der Kunststiftung kann erst nach der Evaluierung entschieden werden.

Wie können Absolventinnen und Absolventen künstlerischer, kulturpädagogischer und kulturwissenschaftlicher Studiengänge in Magdeburg, Halle und Merseburg im Land gehalten werden? Gibt es Überlegungen, die Kulturwirtschaft zu stärken?

DIE LINKE ist grundsätzlich der Meinung, dass die Kulturwirtschaft in Sachsen-Anhalt in ihrer ganzen Breite weiter gestärkt werden soll und dafür entsprechende Fördermittel bereitstehen müssen. Wir gehen davon aus, dass attraktive Arbeitsplätze ein ganz wesentlicher Faktor dafür sind, dass sich junge Leute entscheiden, ihren Lebensmittelpunkt in Sachsen-Anhalt zu finden. Wir haben uns in der letzten Legislaturperiode dafür stark gemacht, dass die Empfehlungen des 2. Kulturwirtschaftsberichts Sachsen-Anhalt, insbesondere zur Medienwirtschaft und zum weiteren Ausbau des Medienstandortes Halle, stärker in den politischen Entscheidungen auf Landesebene beachtet werden. Das MMZ in Halle erfüllt seine Funktion, jungen Medienfirmen Starthilfe zu geben und Kristallisationspunkt für Kooperationen von Fachleuten und Firmen zu sein. Es hat sich im Sinne der Frage als Ortsbindung aufbauendes Projekt entwickelt.