Wahlprüfsteine – Antwort SPD

Antworten des SPD-Landesverbandes Sachsen-Anhalt auf die Wahlprüfsteine der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. zur Landtagswahl 2011

1. Kultur als Pflichtaufgabe? Kultur nach Kassenlage?

Die SPD steht zur öffentlichen Förderung von Kunst und Kultur. Wir streben an, dafür weiterhin ca. 1 Prozent des Landeshaushaltes zur Verfügung zu stellen. Die öffentlichen Fördermittel sind in den meisten Fällen die Voraussetzung für die Generierung weiterer kommunaler und privater Zuwendungen. Wesentliche Förderinstrumentarien des Landes sollen auch in Zukunft die vertragsgebundene Kulturförderung, die institutionelle Förderung sowie Förderrichtlinien zur Unterstützung von Kunst- und Kultur sein.

Wichtig ist uns aber auch eine realistische Einschätzung der kulturpolitischen Rahmenbedingungen. Wünschenswert und sinnvoll wäre sicher vieles, aber wir müssen auch schauen, dass die Finanzierung abgesichert werden kann und wir die zur Verfügung stehenden Mittel so effektiv wie möglich einsetzen. Vor dem Hintergrund der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten der öffentlichen Haushalte wird in den kommenden Jahren nicht damit zu rechnen sein, kulturelle Leistungen und Angebote zur Pflichtaufgabe zu erheben.

Stattdessen wollen wir die Leitlinien zur Kulturpolitik in einem demokratischen Diskurs mit Trägern und kulturellen Einrichtungen zu einem Landeskulturkonzept weiter entwickeln. Das zu erarbeitende Landeskulturkonzept soll die wesentlichen kulturpolitischen Handlungsfelder der nächsten Jahre beschreiben.

2. Teilhabe – soziale Aspekte

Der Zugang zu kulturellen Angeboten und zur Kultur muss jedem möglich und darf keine Frage des Geldbeutels sein. Insbesondere Kindern und Jugendlichen wollen wir den Zugang zur Kultur erleichtern. Dabei setzen wir uns dafür ein, dass kulturelle Bildungsangebote eine Aufgabe aller Bildungseinrichtungen werden und ein integraler Bestandteil der Kultureinrichtungen sind. Der kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu. Wir unterstützen daher die Bemühungen von Trägern für einen kostenfreien Eintritt von Kindern und Jugendlichen in Kultureinrichtungen. Die Schaffung von Barrierefreiheit in den Kultureinrichtungen ist für die SPD eine besondere Verpflichtung.

3. Schulische und außerschulische Bildung

Für die SPD genießt die schulische und außerschulische Bildung eine sehr hohe Priorität. Dabei nimmt die kulturelle Bildung eine Schlüsselfunktion ein, da sie die Grundlage dafür bildet, überhaupt am Leben in der Gesellschaft teilzuhaben. Kulturelle Bildungsangebote müssen daher ein immanenter Bestandteil der schulischen Arbeit sein. Eine landesweite Erfassung der Angebote der kulturellen Bildung an Schulen durch das Land erscheint vor diesem Hintergrund sinnvoll.

Eine inhaltliche Vernetzung der Politikfelder Jugendpolitik, Kulturpolitik und Bildungspolitik findet bereits statt. Repräsentativ sei an dieser Stelle das 2010 verabschiedete Bibliotheksgesetz genannt. Diese Vernetzung wollen und werden wir ausbauen. Eine durchlässige Förderung kultureller Bildung aus diesen drei Politikfeldern im Sinne einer Baukastenförderung kann im Einzelfall sinnvoll sein und sollte dort, wo es praktikabel erscheint, umgesetzt werden.

Eine wesentliche Orientierung für die pädagogische Arbeit in den Kindertagesstätten bildet das Bildungsprogramm „Bildung: elementar- Bildung von Anfang an“. Das Bildungsprogramm beschreibt die wesentlichen Bildungsbereiche und liefert diesbezüglich Anregungen und Ziele. Die kulturelle Bildung und ästhetische Früherziehung sind Bestandteile des Programms. Wir streben eine Weiterentwicklung des Bildungsprogramms an.

4. Spezielle Szenen

Die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an das Theater sollte in der Regel in drei Phasen erfolgen:

a) Erstbegegnung/regelmäßiger Besuch von Vorstellungen im
Puppentheater (Kita) / Theater im Kontext von unterrichtsbezogenen Themen (Schule) / Gastvorstellungen von Theatergruppen an Schulen,

b) Reflektion der Stücke, Rollenspiel, handlungsorientierter Unterricht (Einstudieren / Aufführung von kleinen Theaterstücken im Rahmen des Unterrichts), Verständigung zur Rolle des Theaters allgemein und im Speziellen,

c) Theater- AG an Schulen, Kooperationen zwischen Theater und Schulen.

Wir erachten es für notwendig, insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, Mehrgenerationenhäuser und intergenerative Projekte fortzuführen.

Initiativen, wie „Jedem Kind ein Instrument“, sind aus dem Blickwinkel der kulturellen Bildung und der Bedeutung von Musik für die kognitive Entwicklung von Kindern begrüßenswert. Allerdings benötigt man dafür Kooperationspartner, mit denen ein solides Konzept zur Sicherstellung der dafür notwendigen Rahmenbedingungen (insbesondere materielle Ausstattung und Fachpersonal) entwickelt werden kann. In den Beispielländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Hamburg und Sachsen begannen diese Initiativen mit Pilotprojekten in einzelnen Regionen. Eine ähnliche musikalische Bildungsinitiative, zunächst regional begrenzt, könnten wir uns auch für Sachsen-Anhalt vorstellen.

Die Literatur- und Leseförderung wird für die SPD in den nächsten Jahren auch weiterhin einen hohen Stellenwert genießen. Insbesondere durch die Verabschiedung des Bibliotheksgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt ist es gelungen, Bibliotheken als Bildungseinrichtungen zu definieren und ihre Bedeutung für die Leseförderung festzuschreiben. Um die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler im Land zu steigern, werden wir gemeinsam mit außerschulischen Institutionen, wie z. B. dem Friedrich-Bödecker-Kreis und dem Bibliotheksverband ein Maßnahmebündel schnüren.

Selbstverständlich spielt die Kultur bei integrativen Projekten für Migrantinnen und Migranten eine nicht unerhebliche Rolle. Die Aneignung der deutschen Sprache sowie die Kenntnis der deutschen Gebräuche und Kultur sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Das widerspiegelt sich auch in der Förderung. Durch die Einbindung von Migrantinnen und Migranten in die kulturelle Tätigkeit von Vereinen und Künstlergruppen kann eine Integration befördert werden.

Das Thema „Medienbildung“ wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Landtag hat dazu auf Initiative der SPD-Landtagsfraktion im September 2010 einen Beschluss gefasst und die Landesregierung aufgefordert, ein Konzept zur Stärkung der Medienkompetenz in Sachsen-Anhalt zu erarbeiten.

Im Hinblick auf eine Unterstützung der kulturellen Trägerlandschaft bei der Akquise von EU-Projekten und europäischen Mitteln können wir uns gut vorstellen, dass einerseits durch das Land abrufbare Informationen bereitgestellt werden und andererseits bei Bedarf Beratungen erfolgen können. Ob in Einzelfällen eine Ko- Finanzierung möglich ist, muss jeweils geprüft werden.

5. Breitenkultur, Hochkultur, Kulturwirtschaft

Die Breitenkultur kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da sie vornehmlich auf bürgerschaftlichem Engagement fußt. Sie sorgt für ein vielfältiges kulturelles Angebot vor Ort und ermöglicht die Teilhabe vieler, insbesondere junger Menschen.

Wir wollen, dass sich noch mehr Bürgerinnen und Bürger in das kulturelle Leben einbringen und selber aktiv werden. Um diese ehrenamtliche Kunst- und Kulturarbeit zu stärken, strebt die SPD eine Vereinfachung der Verwaltungs- und Zuwendungspraxis an.

Der Stiftungszweck der Kunststiftung ergibt sich aus der Satzung. Er besteht vornehmlich in der Förderung der zeitgenössischen Kunst und Kultur in Sachsen-Anhalt. Das schließt jedoch nicht aus, dass auch Projekte der Breitenkultur förderfähig sind. Über eine weitergehende Förderung kann nur der Stiftungsrat befinden.

Kulturpolitik ist auch ein Impulsgeber für den Arbeitsmarkt. In kaum einem anderen Bereich haben Arbeitsplätze mit vergleichsweise minimaler öffentlicher Förderung eine solche Dynamik, weitere Beschäftigung zu schaffen. So gibt es gerade im Kultursektor alle möglichen Formen sinnstiftender Tätigkeiten im fließenden Übergang von Erwerbsarbeit, sozial-gemeinnützigem Engagement und aktiver Freizeitgestaltung. Vor diesem Hintergrund wollen wir Existenzgründungen im Kulturbereich stärker fördern und dazu beitragen, dass die verschiedenen Vertreter der Kulturwirtschaft in Sachsen-Anhalt (u. a. Hochschulen, Firmen und Interessenverbände) noch stärker miteinander kooperieren.

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