Wie kann Kulturarbeit Spaltung überwinden, Menschen verbinden und demokratische Werte stärken? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Konferenz RE:CONNECT des Fonds Soziokultur. Wir waren dabei im Garagen-Campus der Kulturhauptstadt Europas 2025 in Chemnitz – und nahmen viele Eindrücke, kritische Gedanken und vor allem Dankbarkeit für das Engagement in Magdeburg mit.
Im September hatten wir die Gelegenheit, an der Konferenz RE:CONNECT / Kulturelle Strategien für den Zusammenhalt des Fonds Soziokultur teilzunehmen. Die Konferenz widmete sich zentralen Fragen unserer Zeit: Wie kann Kulturarbeit dazu beitragen, gesellschaftlicher Spaltung und Hetze entgegenzuwirken? Wie gelingt es, Menschen wieder miteinander zu verbinden und demokratische Werte zu leben? Wie schaffen wir Orte der Begegnung, der Empathie und des produktiven Dialogs? Welche praktische und politische Arbeit braucht es – und welche Partnerschaften stärken unser gemeinsames Wirken?
In einem Impulsvortrag beleuchtete Dr. Ulf Bohrmann, Soziologe an der TU Chemnitz, Kultur als Transformationsmotor aus gesellschaftstheoretischer Perspektive. Er stellte sechs Strategien der Demokratisierung durch Kultur vor, darunter das Darstellen von Demokratie: kulturelle Projekte ermöglichen es, „Freiheit und Gleichheit in Aktion“ zu erleben und ein breites Publikum niedrigschwellig und emotional anzusprechen. Zentral ist für ihn dabei die Idee, dass Demokratie kein statisches Konstrukt ist, sondern immer vor der Herausforderung aktiver Gestaltung steht. Dabei betonte er das Prinzip des „Demokratie Erfindens“: Alltagstaugliche, lebensnahe oder neue, utopische Ideen für gesellschaftliches Zusammenleben entstehen selten in politischen Institutionen, sondern im kreativen Feld der Kulturarbeit.
Besonders bereichernd war der Workshop »Lokales Engagement durch Design Anthropologie« der niederländischen Gruppe Ruimtekoers. Der Workshop machte auch zahlreiche thematische Schnittstellen zu unserer Arbeit im House of Resources Magdeburg deutlich. Die methodische Auseinandersetzung mit lokalen Kontexten und das gemeinsame Gestalten von Orten des Austauschs und der Begegnung spiegelten sehr anschaulich wider, was wir als House of Resources in Magdeburg täglich gemeinsam mit unseren Partner*innen praktizieren.
Gleichzeitig waren jedoch auch berechtigte, kritische und warnende Stimmen zu hören: Kulturelle Strategien und die Arbeit kultureller Projektakteur*innen sind zweifellos wichtige Faktoren, um gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und Vielfalt sichtbar zu machen. Doch allein können sie den spürbaren Rechtsruck in unserer Gesellschaft nicht aufhalten. Umso wichtiger ist es, dass zivilgesellschaftliche Akteur*innen, die sich für eine offene und vielfältige Gemeinschaft engagieren, nicht nur symbolische Anerkennung erfahren, sondern auch verlässlichen politischen und finanziellen Rückhalt. Ein Infragestellen oder gar ein Abbau dieser Unterstützung schwächt nicht nur die Initiativen selbst, sondern auch das Fundament unserer demokratischen Gesellschaft.
Während uns auf der Rückfahrt viele Eindrücke, Gedanken und Ideen begleiten, werden wir uns noch einmal mehr bewusst, welch wunderbaren und wichtigen Beitrag alle Projektakteur*innen in Magdeburg, mit ihrem Engagement, ihrer Kreativität und ihrem Durchhaltevermögen dazu leisten, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern gelebte Realität wird. Ihre Arbeit inspiriert und stärkt uns alle. Wir freuen uns darauf, gemeinsam weiterzumachen, neue Wege zu gehen, wenn alte in Sackgassen führen, und unsere Partner*innen weiterhin tatkräftig zu unterstützen – Seite an Seite, für ein starkes, vielfältiges Magdeburg.