Die .lkj) Sachsen-Anhalt e. V. trauert um Prof. Dr. Thomas Olk, der uns bei der Entwicklung unserer Bildungsprozesse und pädagogsichen Qualitätsstandards unterstützt, beraten und kollegial begleitet hat. Thomas Olk ist am 4. März 2016 im Alter von 64 Jahren verstorben. Wir verlieren einen geschätzten Ratgeber und Unterstützer der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung, des bürgerschaftlichen Engagements und der kulturellen Freiwilligendienste. Die Trauerfeier findet am 29. März, 10 Uhr, in der großen Trauerhalle des Getraudenfriedhofs in Halle statt.
Wir zitieren aus dem Nachruf des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement, dessen Vorsitzender er von 2003-2016 war:
“Zumeist trauern wir privat, wenn ein Mensch für immer von uns gegangen ist, der uns nah war. Doch manchmal gibt es Menschen, die für unser aller Zusammenleben so bedeutend sind, dass bei ihnen dieser Kreis unüberschaubar groß wird. Dieser Kreis geht weit über die trauernde Familie, die Weggefährten, Freunde und Bekannte hinaus.
Prof. Dr. Thomas Olk war ein solcher Mensch. Thomas Olk war für uns alle im BBE ein bedeutender Mensch, und er wirkte über die Netzwerke und Institutionen hinaus, in denen und für die er tätig war. Er verkörperte das Urmotiv aller bürgerschaftlich Engagierten: Unsere gemeinsame Welt ein klein wenig besser machen. Er tat dies auf vielfältige Weise und in so vielen Rollen, die er mit Leidenschaft und zugleich mit Bescheidenheit und Nachdenklichkeit ausfüllte.
Der erste und langjährige Vorsitz des SprecherInnen-Rates des BBE (von 2003-2016) war eine seiner gelebten Rollen, die er, zu unser aller Glück, mit Fantasie, Hartnäckigkeit und Empathie ausgefüllt hat, so lange dies ihm gesundheitlich möglich war. Als er diese Aufgabe 2003 übernahm und letztlich 13 Jahre wahrnahm, hatte er schon 15 Jahre Arbeit für bürgerschaftliches Engagement hinter sich.
Im Jahr 1988 bearbeitete er, damals noch als Dr. Thomas Olk in Bielefeld, wo er auch habilitierte, neben dem Schwerpunkt »Jugendforschung« auch den »Formwandel des Helfens«. In seinen Publikationen diagnostizierte er einen Aufbruch vom »alten« zum »neuen« Ehrenamt, »ehrenamtliches Engagement außerhalb etablierter Träger« und einen »Strukturwandel des Ehrenamtes«. Damit waren wegweisende Begriffe geprägt, die an eine neue Ära der Verantwortungsübernahme für eine aktive Gesellschaft, später »Bürgergesellschaft« appellierten. Der Kreis der wissenschaftlichen TreiberInnen war zu dieser Zeit noch überschaubar. In dieser Zeit herrschte eine Aufbruchsstimmung und es wurde ein Mentalitätswandel eingeläutet, der die Engagierten als Subjekte, als Selbstbestimmte und als Selbstermächtigte ins Zentrum stellte. Das blieb immer sein Fixstern, wenn er über Engagement sprach.
Auch im politischen Bereich wurde diese Aufbruchsstimmung wahrgenommen. Mit der Gründung der Stiftung Bürger für Bürger im Jahr 1995 gab es einen ersten ministeriellen Versuch, einem Aufbruch zur Bürgergesellschaft gerecht zu werden. Es folgte ab 1998 die Enquete-Kommission Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements des XIV. Deutschen Bundestages, deren Mitglied Thomas Olk wurde. Diese Kommission wurde, auch dank seiner Mitwirkung, zu einem zentralen Meilenstein der engagementpolitischen Debatte in Deutschland. Mit der vorbildlichen, inklusiven Arbeit dieser Kommission und ihrem Abschlussbericht wurden bis heute wirkende Grundlagen der Engagement- und Demokratiepolitik gelegt. Eine der Empfehlungen der Kommission war die Gründung des BBE als trisektorales Netzwerk.
Es war konsequent, dass sich Thomas Olk der Verantwortung für dieses neuartige Netzwerk stellte. Er war einer der treibenden Gründungsväter, zugleich aber auch derjenige, der auch die Herausforderung der praktischen Verantwortung qua Amt nicht scheute. Nach seiner ersten erfolgreichen Wahl zum Vorsitzenden signalisierte er mit seinem optimistisch-herausfordernden Gesichtsausdruck, dass es jetzt erst richtig für die BBE’lerinnen und BBE’ler losgeht. Er sollte Recht behalten. Thomas Olk war und bleibt der »Mann der ersten Stunde«.
In seiner Zeit als Vorsitzender hat Thomas Olk die Vision einer konzertierten Kooperation der vielen Verschiedenen im BBE nie aus den Augen verloren. Gleichzeitig verfolgte er die Stärkung von Engagement und Partizipation immer auch als eine Stärkung ihrer feld- und aufgabenspezifischen Eigenarten, Vielschichtigkeiten und Organisations- wie Kulturlogiken. Er war ein früher Diversity-Leader, ein Vorsitzender, der durch seine Moderation die BBE-Akteure ermutigen, stärken und zusammenführen konnte. Zugleich brachte er seine wissenschaftliche Expertise ins BBE so ein, dass die Welt um uns ein wenig besser werden konnte, zum Beispiel mit den sogenannten »Schultagungen«, die durch fast alle Bundesländer tourten und bürgerschaftliches Engagement im Bereich der Bildung verbreiteten.
Es ist wenige Monate her, dass Thomas Olk auf dem Jahresempfang des BBE die engagementpolitische Rede hielt und er tags darauf, noch ein letztes Mal, als Sprecherratsvorsitzender die Mitgliederversammlung des BBE eröffnete. Analysierend, nach vorne gewandt, das Gestern nicht vergessend und bei aller feinen Ironie auch das klare Wort nicht scheuend: So durften alle, die dabei waren, ihn noch einmal beim BBE öffentlich erleben. Wir hofften, vergeblich, dass es nicht das letzte Mal gewesen war. Sein Wirken ist uns Auftrag.
Am 4. März 2016 ist Prof. Dr. Thomas Olk im Kreise seiner Familie gestorben. Wir trauern mit seinen Angehörigen.” Quelle des Nachrufs