TRAFO-Konferenz | Kulturarbeit in ländlichen Räumen

TRAFO-Konferenz | Kulturarbeit in ländlichen Räumen

Welche Rolle spielt Kultur für die Zukunft einer Region? Wie können mithilfe künstlerischer Ansätze Beteiligung, Mitgestaltung und regionale Entwicklung gestärkt werden, und welche Rahmenbedingungen braucht es dafür?

Im siebten Jahr des Progamms »TRAFO-Modelle für Kultur im Wandel«, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, wurde am 30. Juni in der Leipziger Baumwollspinnerei Zwischenbilanz von TRAFO-geförderten Projekten aus sechs ländlichen Regionen der Bundesrepublik gezogen.
Rund 150 Akteur*innen nahmen an der Konferenz teil.

Wir erlauben uns hier eine kleine Manöverkritik
von Dr. Mieste-Hotopp Riecke

TRAFO-Halbzeit mit gemischten Gefühlen

»Wenn gute Menschen etwas tun möchten, um die Gesellschaft mittels Kulturprojekten in ländlichen Räumen zu stärken, zusammen zu halten und mit Perspektiven für´s Bleiben, für Teilhabe und ein solidarisches Miteinander aller zu versorgen, braucht es neben den vielen guten Ideen vor allem Strukturen und Geld.
Dass Letzteres im Bereich Kultur in ländlichen Räumen ein gar rares Gut ist, gilt als Allgemeinplatz, als Binsenweisheit aller, die sich seit Jahrzehnten gegen die kulturelle Austrocknung der ländlichen Räume stemmen. Dafür fehlt — schauen wir auf Ostdeutschland — auch über 30 Jahre nach dem Radikalwegbruch des größten Teils der Jugend- und Kultur-Infrastruktur nebst zugehöriger Finanzierung nach wie vor ein großer Wurf, eine flächendeckende Versorgung mit kultureller Bildung, die Umsetzung einer der zahlreichen Visionen der letzten Dekaden, anstatt   Mangelverwaltung und überbürokratisierter Fördermittelzugänge.

Dies klang immer mal wieder an auf demTreffen von circa 150 Aktiven in Leipzig am 30.06.2022, der Halbzeitbilanz von TRAFO-geförderten Projekten aus sechs ländlichen Räumen der Bundesrepublik.
Schwachstellen der deutschen Fördermittellandschaft generell — wie etwa die desaströse Finanzausstattung, wenn es um Entgelt geht z. B. für Antragsschreibzeiten, für Projektabrechnungszeiten — wurden in den Diskussionen in Leipzig nicht berührt. Es war ein Sich-Selber-Mut-Machen-Treffen in schweren Zeiten von bereits recht gut geförderten Projekt-Aktiven einerseits, Interessierten aus Kunst, kultureller Bildung, Verwaltung und Kommunen sowie von wissenschaftlicher und ministerieller Ebene andererseits. Letztere neigten sehr zu einem Sich-Selbst-auf-die-Schulter-klopfen.
Dafür besteht jedoch kein Grund.

Solang nämlich durchaus sinnhafte Programme wie TRAFO mit viel zu dünner Finanzdecke ausgestattet werden während anderswo Milliarden fließen — dürfte sich auch in den nächsten 30 Jahren an Struktur und Ausstattung der kulturellen Bildung in den ländlichen Räumen des reichsten Landes Europas nicht viel ändern.  Oder doch?«