30 Jahre .lkj) Sachsen-Anhalt

Die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. (LKJ) feierte im September 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Seit 1994 setzt sich die LKJ Sachsen-Anhalt dafür ein, Kindern und Jugendlichen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und sie auf ihrem kreativen Weg zu begleiten. Zum Jubiläum wirft die LKJ Sachsen-Anhalt nicht nur einen stolzen Blick zurück, sondern auch einen visionären Blick nach vorn. Katrin Brademann, Vorstandsvorsitzende und Wybke Wiechell, Geschäftsführerin der LKJ Sachsen-Anhalt, berichten im Interview von ihren Erlebnissen bei der LKJ und dem zukünftigen Weg des Verbands.

Die LKJ Sachsen-Anhalt feierte in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Wie hat sich die LKJ Sachsen-Anhalt seit ihrer Gründung im Jahr 1994 entwickelt, und was waren die größten Herausforderungen in den Anfangsjahren?

Katrin Brademann: Als ich 2001 eingestiegen bin, war der Boden schon bereitet und die LKJ schon stark positioniert. Zwar war sie damals noch nicht institutionell gefördert, aber schon ein wichtiger Player im Bereich der kulturellen Kinder- und Jugendbildungsarbeit. Der damalige Geschäftsführer Axel Schneider und Gründungsmitglied Britta Scheller haben die LKJ schon in den ersten Jahren maßgeblich geprägt. Ich selbst durfte mich ins gemachte Nest setzen und daran mitarbeiten, wie es weitergehen soll.

Seit 2001 bis heute, das sind ja jetzt 23 Jahre. Was hat sich seit dem verändert?

Katrin Brademann: Es fühlt sich noch gar nicht so lange an. Die LKJ ist damals als eines von insgesamt fünf oder sechs Bundesländern in die Modellphase des FSJ Kultur eingestiegen. Ich selbst war damals Geschäftsführerin der LanZe, dem Landeszentrum Spiel und Theater, und wir waren eine der ersten zehn Einsatzstellen – das war mein erster Berührungspunkt mit dem Verband. Damals war es gar nicht absehbar, dass sich das FSJ Kultur zu einem bundesweit echten Erfolg entwickeln wird. Wir sind heute bei 70 Einsatzstellen in Sachsen-Anhalt und in diesem Jahr sind knapp 90 Freiwillige gestartet. Bis heute ist das FSJ Kultur ein Erfolgsprojekt der LKJ und hat sich über die Jahre qualitativ und auch quantitativ weiterentwickelt.

Über die Zeit haben wir noch viele andere Ideen und Projekte entwickelt und geschaut, welche Bereiche man noch in den Blick nehmen muss. Einige der erfolgreich aufgegleisten Projekte haben wir ins Feld abgeben können zu anderen Trägern oder in Vereine, die sich teilweise daraus gegründet hatten.

 

Es stehen bunte Stifte in einer Tasse. Daneben liegt leeres Papier und weitere Stifte.
Foto: Giovanna Gahrns

 Das ist auch ein bisschen die Idee der LKJ gewesen. Wir haben vieles ausprobiert und zum Laufen gebracht hat, um es schließlich in die Hände unserer Mitglieder weiterzugeben, die schon damals eine weite Bandbreite der kulturellen Bildung abgedeckt hatten.

Wie hat die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Verbänden in der Kinder- und Jugendkulturarbeit zur Stärkung der LKJ als Dach- und Fachverband in Sachsen-Anhalt beigetragen?

Wybke Wiechell: Zunächst einmal haben wir mit der BKJ, der Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. selbst ein Dach über uns, unter dem wir uns mit den LKJs der anderen Bundesländer intensiv austauschen können. Das ist wichtig, um uns selbst ausreichend stark zu, damit wir die Interessen unserer Mitgliedsverbände und –vereine verstehen und gut für sie eintreten können.

Katrin Brademann: Ich verstehe die LKJ nach wie vor als einen der Vorreiter in Sachsen-Anhalt. Wir sind zwar finanziell nicht stark aufgestellt, dafür aber umso kreativer, was die inhaltlichen Aspekte angeht. Daher ist uns die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Verbänden auf Landesebene besonders wichtig, denn nur gemeinsam sind wir ausreichend stark, um Themen vorwärts zu bringen.

Wybke Wiechell: Kollegialität und Zusammenarbeit sind in Sachsen-Anhalt außerordentlich ausgeprägt. Es ist nicht nur sehr fruchtbar für unsere Organisationen, sondern auch noch persönlich sehr bereichernd mit den Kolleg*innen in unserem Umfeld – und das zieht sich durch alle Ebenen und Aufgabengebiete.

Habt ihr Visionen und Pläne für die nächsten 30 Jahre? Welche gesellschaftspolitischen Herausforderungen gibt es in Bezug auf die Weiterentwicklung der Kulturellen Bildung in Sachsen-Anhalt zu meistern?

 

Wybke Wiechell: Mein kurzfristiges Ziel ist es, die „Servicestelle für digitale kulturelle Bildung“ langfristig in unserem Programm zu verankern. Wenn unser Antrag glatt durch die Verhandlungen zum Landeshaushalt geht, werden wir eins der ersten Bundesländer mit einer Servicestelle sein, die gezielt Fortbildungsangebote zur digitalen kulturellen Bildung bietet.

Die Geschäftsführerin der LKJ Sachsen-Anhalt Wybke Wiechell lächelt in die Kamera.
Foto: Giovanna Gahrns

Mein langfristiges Ziel ist, non-formale Bildung und das Recht auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter ab 2026 in Sachsen-Anhalt so übereinander zu bringen, dass Kulturelle Bildung eine entscheidende Rolle spielt. Mein 30-Jahre Ziel wäre, Kulturelle Bildung in Kitas und in Schulen als Basisfach zu haben. Es sollte jedes Kind – je früher, desto besser – durch Methoden der Kulturellen Bildung seine eigenen kreativen Potenziale heben können, weil ich der festen Überzeugung bin, dass das ein elementarer Baustein dazu ist, kreativ zu denken und zu handeln. Wir haben bei einer Unterauswertung der letzten Pisa-Studie gesehen, dass Deutschland im weltweiten Ländervergleich in der Mitte des Feldes vom kreativen Denken ist. Wir brauchen aber kreative Köpfe, und ich glaube, die Kulturelle Bildung kann da ein interessanter und auch ein vielleicht entscheidender Baustein sei.

 

Auf dem Bild ist eine Karte mit vielen Markierungen von Orten zu sehen.
Foto: Giovanna Gahrns

Katrin Brademann: Als Vorsitzende der LKJ bin ich natürlich daran interessiert, dass wir aus der dauerhaft prekären Lage herauskommen. Denn wir müssen die finanzielle Dachverbandstruktur stärken, absichern und stabilisieren, um auch künftig ein starker Partner zu bleiben.

Katrin, als unsere Vorsitzende: Was verbindet dich mit der LKJ und wieso bist du im Vorstand?

Katrin Brademann: Mich verbindet mit der LKJ die Kinder- und Jugendbildung, das ist der Bereich, aus dem ich komme. Ich bin weder Künstlerin, noch bin ich Pädagogin, bin auch eigentlich keine Politikerin, sondern ich bin alles drei zusammen. Und diese Interdisziplinarität ist das, was mich mit der LKJ verbindet. Ich wünsche mir kulturelle Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen. Ich wünsche mir, dass Kinder frühzeitig Kontakt mit Kultureller Bildung haben, um sich selbst in seinem Lebensweg zu stabilisieren, sich zu finden und sich vielleicht früher oder später auch selbst in dem ein oder anderen Kulturbereich auch wiederzufinden, sei es als Konsument*in oder als Akteur*in. Das bietet Halt für das für das Leben. So habe ich es erlebt, und so wünsche ich mir das für alle Kinder und Jugendlichen.

Welches ist dein persönliches Highlight, das du mit der LKJ verbindest?

Katrin Brademann: Ich bin immer am meisten aufgeregt bei der Verleihung des Kinder- und Jugend-Kultur-Preis des Landes Sachsen-Anhalt. Ich weiß gar nicht, warum ich immer mega aufgeregt bin. Ich mag den Preis total, weil die Kinder und Jugendlichen alle so unterschiedliche Sachen machen. Ich bin jedes Mal neugierig, was passiert. Der Preis zeigt die Vielfalt der künstlerischen Arbeiten von Kindern und Jugendlichen und das Intrinsische, das selbst machen. Da sind ganz viele dabei, die machen einfach und dann sieht man so die Ergebnisse und ich bin immer total fasziniert und immer wieder überrascht, was es alles so gibt.

Wybke, als Geschäftsführerin, was motiviert dich in einem Landesverband wie der LKJ Sachsen-Anhalt für die Kulturelle Bildung einzutreten?

Wybke Wiechell: Wir haben die Chance, die Schrauben mitzudrehen und die Weichen mitzustellen, dass Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt an Kultur und kulturellen Angeboten und an Kultureller Bildung teilhaben. Das ist nicht das alleinige Heilmittel, aber durch diese strukturelle Stärkung des Feldes und durch unsere enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ministerien können wir einen guten Input geben für Kinder und Jugendliche. Gerade in einem Bundesland, in dem es wenige Kinder und Einwohner gibt, dafür aber sehr viel ländlichen Raum und eine enorm schlechte ÖPNV-Infrastruktur, ist für mich inhaltsvoll und sinnvoll, hier zu arbeiten.

Habt ihr beide Meilensteine oder Erfolge der letzten 30 Jahre, die ihr erwähnen möchtet?

Katrin Brademann: Es gab ganz viele. Es ist richtig schwierig, welche auszuwählen, weil wir mittlerweile so viele Projekte hatten. Die Vielfalt, die wir hatten und haben, ist das, was ich immer wieder feiern möchte.

Wybke Wiechell: Wir hatten wegen Corona und weil einige Fördermittel gekürzt beziehungsweise gestrichen wurden, teilweise große personelle Veränderungen und damit einhergehend auch persönliche Sorgen. Der für mich wichtigste Meilenstein – oder vielleicht besser gesagt: der Fels in der Brandung – ist unser Team. Ich bin immer wieder glücklich über die Kollegialität untereinander und den großen Enthusiasmus, mit dem alle ihre Projekte umsetzen. Es macht großen Spaß, hier zu arbeiten!

Foto: Giovanna Gahrns

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