Weniger Hate, mehr Herz

Medienwelten von Kindern und Jugendlichen verstehen lernen

Die .lkj) Sachsen-Anhalt hat in Kooperation mit der Servicestelle Kinder- und Jugendschutz von fjp>media im April eine kostenfreie Fortbildungsreihe gestartet. Ziel ist es, pädagogische Fachkräfte und Interessierte der kulturellen Kinder- und Jugendbildung dabei zu unterstützen, digitale Medien zu verstehen und neue Formate für ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu entwickeln. Zum Auftakt am 25. April 2023 erhielten die Teilnehmenden Einblick in die Medienwelten von Kindern und Jugendlichen, aktuelle Trends und potenzielle Gefahren im Netz.

©Katharina Remiorz

Ob Fitness, Livestyle, Gaming, Mode oder Musik: Influencer*innen wie Montana Black, Trymacs, Pamela Reif oder Charli D’Amelio sind aus der heutigen Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Mit ihren Storys, TikToks und Let’s Plays beeindrucken und inspirieren sie ihre jungen Follower*innen, sie sprechen dieselbe Sprache, geben Orientierung, sind vermeintlich ganz nah und werden so zu Idolen von Heranwachsenden.

Influencer*innen wie auch digitale Medien allgemein prägen mehr und mehr den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Die Kommunikation mithilfe digitaler Medien und die Nutzung von Sozialen Netzwerken und Messengern wie WhatsApp, Instagram, YouTube, TikTok und Co. sind laut JIM-Studie 2021 und JIMplus 2020 insbesondere während der Coronapandemie, als Schule in gewohnter Weise wegfiel und Heranwachsende auf Treffen mit Freund*innen verzichten mussten, zunehmend in den Fokus gerückt. So gehört die Internetnutzung noch vor Musikhören und digitalen Spielen zur häufigsten regelmäßigen medialen Freizeitbeschäftigungen. Smartphone und Computer sind indes zum wichtigsten Gerät geworden.

Diese Entwicklung birgt viele Chancen zum Lernen, Kommunizieren, kreativ werden und Spaß haben, aber auch das Risiko, negative Erfahrungen zu sammeln: überzeichnete Geschlechterrollen, Challenges, Cybergrooming oder die Konfrontation mit jugendgefährdenden Inhalten, Fake News und Verschwörungstheorien sind nur einige Gefahren, die Heranwachsende begegnen können, berichten die Referentinnen Dr. Katja Bach und Yvonne Becher von der Servicestelle Kinder- und Jugendschutz. Auch Themen wie der souveräne Umgang mit Datenschutz und Persönlichkeitsrechten sei Kindern und Jugendlichen oftmals nicht präsent.

Neben Eltern sind insbesondere pädagogische Fachkräfte in der Verantwortung, junge Menschen zu sensibilisieren und sie dazu zu befähigen, sich vor Gefahren im Netz schützen zu können. Dabei sollten Kinder- und Jugendschutzmaßnahmen nicht von oben herab entschieden, sondern gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen präventiv entwickelt werden, so die Referentinnen. Wichtig sei es hierbei, die Bedürfnisse, Interessen und Erfahrungen Heranwachsender zu respektieren und einzubeziehen. Eltern und pädagogische Fachkräfte sollten sich wertschätzend und offen mit Kindern und Jugendlichen über deren Onlineerfahrung austauschen und sie so zu einem kritischen und selbstbewussten Umgang ermutigen. Auch das Schaffen gemeinsamer Medienerlebnisse mithilfe eines spielerischen, kreativen und kritisch-konstruktiven Ansatzes kann Kinder und Jugendliche darin unterstützen, ein Verständnis für digitale Mechanismen und Prozesse aufzubauen, das Vertrauen in ihre Urteilskraft zu stärken und sie anregen, digitale Medien bewusst zu nutzen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Eine Möglichkeit, Ansätze wie Edutainment und Gamification zu vereinen, bieten Escape Rooms. Wie mit dieser Methode beispielsweise jugendschutzrelevante Themen spielerisch vermittelt werden können, ist Gegenstand der Fortbildung Gamification: Escape Games im Jugendschutz, die am 25. Mai 2023 ebenfalls in Kooperation mit der Servicestelle Kinder- und Jugendschutz und der .lkj) Sachsen-Anhalt angeboten wird.

Daneben organisieren das Projekt Jugendverband ans Netz des Kinder- und Jugendrings Sachsen-Anhalt und die Servicestelle digitale kulturelle Bildung der .lkj) Sachsen-Anhalt am 5. Juni 2023 den Workshop Digital Minds – Entdecke deine digitale Haltung! Die Veranstaltung, die sich an Fachkräfte der (kulturellen) Kinder- und Jugendbildung und Jugend(verbands)arbeit richtet, bietet einen Einstieg in das Thema Haltungsentwicklung in Bezug auf Medien und Digitalisierung und zeigt auf, wie sich eine professionelle digitale Haltung herausbildet.

  1. Gamification: Escape Games im Jugendschutz
    25. Mai // 9 bis 15 Uhr
    .lkj) Sachsen-Anhalt / Brandenburger Str. 9 / Raum 2.12 Magdeburg
    Zur Anmeldung
  2. Digital Minds – Entdecke deine digitale Haltung!
    5. Juni // 10 bis 14 Uhr          
    Passage 13 Neustädter Passage 13, Halle (Saale)
    Zur Anmeldung

Die Servicestelle digitale kulturelle Bildung ist eine Anlaufstelle für alle, die im Bereich Digitale Kulturelle Bildung tätig sind – oder tätig werden wollen. Dabei geht es auf der praktischen Ebene einerseits um Fortbildung und Vernetzung der*diejenigen, die Angebote machen möchten. Andererseits werden neue Methoden entwickelt, getestet und zur Verfügung gestellt. Übergeordnetes Ziel der Servicestelle ist es, dass Kinder und Jugendliche selbstbestimmt an Kunst und Kultur teilhaben können. Die „Servicestelle digitale kulturelle Bildung“ ist angesiedelt bei der .lkj) Sachsen-Anhalt und wird gefördert vom Land Sachsen-Anhalt.

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