Wir stellen vor: Engagementbotschafter (Teil 3)

Wir stellen vor: Engagementbotschafter (Teil 3)

Seit 2013 beruft das Land Sachsen-Anhalt jährlich fünf Menschen zum Engagementbotschafter Kultur, welche in kulturellen Bereichen wie Literatur, kulturelle Bildung, Museen, Traditions- und Heimatpflege, Musik, Soziokultur und Bibliotheken, ehrenamtlich tätig sind.  Initiiert wurde die Ernennung der Engagementbotschafterinnen und -botschafter durch die Arbeitsgemeinschaft Bürgerschaftliches Engagement im Kulturbereich (AG BEK), in der seit Gründung auch die .lkj) mitwirkt und Impulse gibt. Zugleich wird damit auch eine Empfehlung aus dem Kulturkonvent umgesetzt. Mit der Berufung soll das ehrenamtliche und bürgerschaftliche Wirken der Bürgerinnen und Bürger für den Kunst- und Kulturbereich im Land gewürdigt werden. In dieser kleinen fünfteiligen Reihe werden die Botschafter vorgestellt.

Gerhard Unger1

 

Portrait Gerhard Unger

Gerhard Unger wurde 1940 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium an der Hochschule für Schwermaschinenbau arbeitete er als Technischer Zeichner, Teilkonstrukteur, Konstrukteur, Versuchsfeldingenieur und bis 1995 als Betriebsrat im MAW Magdeburg. Von 1999 bis 2004 engagierte sich Gerhard Unger im Magdeburger Stadtrat und von 2000 bis 2007 agierte er als

Vorsitzender beim BAJ e.V., dem Verein für die „Berufliche Ausbildung und Qualifizierung Jugendlicher und Erwachsener“ in Magdeburg. Gerhard Unger diente außerdem von 2004 bis 2008 als Sachkundiger Bürger im Magdeburger Kulturausschuss.

2002 sollte in Magdeburg in vielen Bereichen gespart werden, sodass es Pläne gab das Technikmuseum als Schaudepot zu schließen. Daraufhin gründete Unger den Verein „Kuratorium Industriekultur in der Region Magdeburg e.V.“, bei dem er bis heute Vorsitzender ist. So übernahm der Verein 2006 die Leitung des Technikmuseums: „Magdeburg ist durch Industrie groß geworden“, so Unger, „es kann nicht sein, dass die Geschichte so einfach abgelegt wird. Da mussten wir gegensteuern.“

Seit 2006 ist er Leiter des Technikmuseums Magdeburg und seit 2009 Mitglied im Förderverein Technische Denkmale in Sachsen-Anhalt, der sich zur Rettung des Schiffhebewerks Magdeburg-Rothensee 2006 gründete und seit 2014 Mitbegründer und Mitglied der Gesellschaft für Mitteldeutsche Industriekultur e.V.

Mit dem Technikmuseum beteiligt er sich jedes Jahr am Tag der Industriekultur, am Internationalen Museumstag sowie am Tag des offenen Denkmals. „Ich sehe es problematisch, dass eher wenige junge Leute sich in technischen bzw. naturwissenschaftlichen Bereichen ausbilden lassen“, so Gerhard Unger, „dem wollen wir entgegenwirken. Wir veranstalten viele Projekte mit Kindern und Jugendlichen, vielleicht motiviert das den ein oder anderen in diese Richtung zu gehen.“ So bietet das Technikmuseum beispielsweise Schülerwerkstätten an, bei denen die jungen Leute eigene Produkte, wie z.B. einen Handyhalter, selber herstellen können. Außerdem können die Schüler im Museum Technik aus vergangenen Zeiten bestaunen, wie z.B. Schreibmaschinen. „Die Begeisterung der Schüler zu sehen, ist wunderbar“, sagt Unger, „so erleben die Kinder und Jugendlichen, wo ihre heutigen technischen Geräte herkommen und lernen sie vielleicht ganz anders zu schätzen.“

Gerhard Unger ist zudem für den Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V. ein wichtiger Ansprechpartner bei Fragen zur Industriekultur, sodass Unger vom Verband für das Amt des Engagement-Botschafters Kultur/Museum vorgeschlagen wurde. „Sich ehrenamtlich zu engagieren, schafft eine gewisse Befriedigung“, so Unger, „im Laufe meines Berufslebens habe ich so viele Erfahrungen gesammelt, die lassen nicht zu, dass ich mich im Rentenstand nur zurücklehne.“ Des Weiteren genieße er die Möglichkeiten selber zu gestalten und sich auszuprobieren. Vieles sei im kulturellen Bereich auch erst durch ehrenamtliche Arbeit möglich: „Das kulturelle Angebot in Sachsen-Anhalt ist auch insbesondere durch die vielen engagierten Menschen unheimlich komplex“, so Unger, „was beispielsweise 2015 in der JVA Magdeburg auf die Beine gestellt wurde, das war ganz toll.“

Dennoch würde er sich für die kulturelle Zukunft seiner Stadt wünschen, dass die Industriekultur einen höheren Stellenwert in Magdeburg bekäme. „Hier sitzen wir auf den Wurzeln der Industrie“, meint Gerhard Unger, „das ist unsere Geschichte und was uns Menschen ausmacht. Das sollte nicht in Vergessenheit geraten.“ So wünsche er sich mehr Wertschätzung für die hiesigen Unternehmen und die ehrenamtliche Arbeit im Bereich der Industriekultur. „Industrie spielt keine Rolle in der Stadt, obwohl Magdeburg durch die Industrie groß geworden ist“, so Unger, „das sollte sich ändern.“

Text und Bild: Diana Pfeifer