Im Verein spielmitte e.V. hat sich im Jahr 2019 eine Gruppe junger Menschen zusammengefunden, um selbstständig – unter Nutzung der Struktur des Vereines und seiner Mittel – ein Theaterstück zu verwirklichen. Die Gruppe hat sich für die künstle- rische Bearbeitung des Stückes „Mädchen wie die“ von Evan Placey entschieden.
Mitten in der Geschichtsstunde, als die Lehrerin gerade über das Wahlrecht der Frauen spricht und die meisten Schülerinnen langsam wegdösen, wird es heller im Klassenzimmer, die Handys blinken auf, es brummt und piept, alle Blicke wandern auf die Smartphones: ein Nacktfoto ist zu sehen, ein Foto der Mitschülerin Scarlett. Es wird weitergeleitet und geteilt, die Neuigkeit verbreitet sich wie ein Lauffeuer und innerhalb weniger Sekunden ist die gesamte Schule eingeweiht. Anstatt mit Scarlett zu sprechen, werden schnell weitere Vermutungen und Gerüchte über sie verbreitet. Es dauert nicht lange und ein zweites Foto geht an alle Schüler raus: Wieder ein Nacktfoto, doch diesmal ist ein Junge zu sehen: der allseits beliebte Russell. Der Spießroutenlauf, den Scarlett hinter sich hat, steht Russell nicht bevor. Denn Russell ist ein Junge und das ist ein Unterschied. Evan Placey beschreibt mit direkten und ehrlichen Worten, wie grausam Kinder und Jugendliche werden können, wenn sie sich zu einer Gruppe formieren und ein gemeinsames Opfer gefunden haben.